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Was ist dran am Mythos um Coca Cola und den Weihnachtsmann?

„Wer hat´s erfunden!?“ fragt sich nicht nur ein Bonbonfabrikant aus der Schweiz. Immer wieder zur Weihnachtszeit geht der Mythos um, der Getränkehersteller Coca Cola habe den Weihnachtsmann erfunden. Doch was ist dran an der Geschichte, zu der sogar Coca Cola auf der Firmenwebseite Stellung bezieht? Wir beleuchten das Thema und klären, welchen Anteil die wertvollste Marke der Welt am Fest der Liebe wirklich hat.


Die Idee, Coca Cola habe den Weihnachtsmann erfunden, hält sich hartnäckig und rund um den Globus. Schließlich trägt der dickliche alte Mann mit dem weißen Rauschebart und den warmen Augen die Firmenfarben der Coca Cola Company – rot und weiß. Doch reicht dieses Indiz aus, um den Weihnachtsmann der wertvollsten Marke der Welt zuzuschreiben? Handfest wirkt das noch nicht, also gehen wir einmal ganz weit in der Geschichte zurück.

Der grundlegende Weihnachtsgedanke geht zurück auf den Bischof Nikolaus von Myka, der im 4. Jahrhundert in der heutigen Türkei lebte und der Legende nach ein sehr wohltätiger und gütiger Mann gewesen sein soll. Zu seinem Gedenken wurden schon früh an seinem Todestag, dem 6. Dezember, Geschenke verteilt. Im 17. Jahrhundert wurde dann aus dem Sankt Nikolaus der Santa Claus. Niederländische Auswanderer brachten ihren Sint Nicolaas – kurz Sinterklaas – nach Nieuw Amsterdam, das heutige New York. Im Verlauf der Zeit wurde dann aus Sinterklaas der amerikanische Santa Claus.

Aus Russland und den USA nach Deutschland

Die Idee des Weihnachtsmannes in seiner heutigen Form emigrierte mit der Zeit aus den USA als Santa Claus und als Väterchen Frost aus Russland zurück in den mitteleuropäischen Kulturkreis und setzte sich mit der Zeit immer mehr durch. Das hatte jedoch herzlich wenig mit dem Softdrink-Hersteller zu tun. So stammt das altbekannte Lied “Morgen kommt der Weihnachtsmann” des Dichters August Heinrich Hoffmann von Fallersleben etwa aus dem Jahre 1836, die Coca Cola-Company wurde aber erst knapp sechzig Jahre später gegründet.

Unterschied Nikolaus und Weihnachtsmann

Die Unterscheidung zwischen Nikolaus und dem Weihnachtsmann hat sich nur im deutschsprachigen Raum durchgesetzt. In anderen Kulturkreisen sind beide ein und dieselbe Person. In Deutschland schuf Reformator Martin Luther im 16. Jahrhundert den Nikolausbrauch für die Protestanten ab. An seine Stelle trat der Heilige Christ, später verniedlicht, das Christkind.

Bis ins frühe 19. Jahrhundert kam laut einiger Überlieferungen vermehrt im katholischen Süden Deutschlands Knecht Ruprecht, ein recht argwöhnischer Zeitgenosse, zu Weihnachten aus den Wäldern und hatte vor allem die Rute dabei, mit der es potenziellen Übeltätern an die Wäsche ging. Im Laufe der Zeit wurde dann aus dem finsteren Kobold auch im Süden der Republik ein wohlwollender alter Mann.

Warum er so aussieht, wie er aussieht

Zu seiner Optik ist jedoch bis dahin recht wenig zu finden. Laut Coca Cola kommt hier der schwedische Zeichner Haddon Sundblom ins Spiel, der 1931 von seiner Firma beauftragt wurde, ein Design des Weihnachtsmannes für die bis heute sehr erfolgreichen Werbekampagnen von Coca Cola zu Weihnachten zu entwerfen. Nach Ansicht des Getränkeherstellers entstand hier das bis heute bekannte Aussehen des älteren Herren. Ein pensionierter Mitarbeiter habe dafür Model gestanden.

Und tatsächlich sind die Erscheinungsformen des Santa Claus bis ins 20. Jahrhundert hinein relativ flexibel. Bis zu blauen und grünen Gewändern ist wirklich alles dabei. Das von Sundblom gewählte Aussehen entsprang jedoch keineswegs nur seinen Hirnwindungen allein.

Bereits 1821 beschrieb William Gilley den Weihnachtsmann in einem Gedicht als ganz in Fell gekleidet und auf einem von Rentieren gezogenen Schlitten fahrend. Nur ein Jahr später schreib Clement C. Moore von einem Nikolaus als rundlichen, lustigen Elf mit rundem kleinen Bauch, ganz in Fell gekleidet, mit glitzernden Augen, rosigen Bäckchen, einer kirschförmigen Nase, einem langen schneeweißen Bart und einer Pfeife. Es folgte 1863 eine Zeichnung durch den Karikaturisten Thomas Nast für das Wochenmagazin Harper's Weekly. Er porträtierte Santa Claus mollig, lustig, mit langem Rauschebart zusammen mit dem Rentierschlitten auf einem Dach und legte damit quasi sein heutiges Erscheinungsbild fest. Nast gab ihm auch bereits im 19. Jahrhundert die heute üblichen Farben rot und weiß und keinesfalls Coca Cola.

Auch andere Eigenschaften des neuen Santa Claus sind Erfindungen des Karikaturisten, der den Weihnachtsmann zum Nordpol umsiedelte, wo er Spielzeug für die Kinder herstellt. Darüber hinaus machte er den europäischen Gefährten des ehemaligen Bischofs, Knecht Ruprecht überflüssig, indem Santa eine Liste braver und böser Kinder führten ließ, anhand derer er entscheidet, wer beschenkt wird und wer nicht. Hierauf aufbauend schrieb die New York Times 1927: „Ein standardisierter Santa Claus erscheint den New Yorker Kindern. Größe, Gewicht, Statur sind ebenso vereinheitlicht wie das rote Gewand, die Mütze und der weiße Bart“.

Wo Coca Cola ins Spiel kommt

Die Ideen Nasts griff Sundblom dann 1931 im Auftrag der Coca Cola Company auf und zeichnete daran orientiert den heute bekannten Weihnachtsmann. Er fasste damit eine vorhandene und bereits gefestigte Idee des Aussehens von Santa Claus auf und sorgte durch die massive Verbreitung der Coca Cola Kampagne für die Durchsetzung dieser Erscheinungsform.

Coca Cola hat also wenig Anteil an der Entstehung des Weihnachtsmannes und seiner Optik, dafür aber einen gewaltigen an der Verbreitung des Brauchs und der Tradition. Bischof Nikolaus von Myra würde sich mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit im Grabe umdrehen, wenn er wüsste, in welchem Maße seine historische Figur instrumentalisiert und kommerzialisiert wurde, vielleicht hätte er aber auch ein lockeres „ho, ho, ho“ auf den Lippen.

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