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Besonders schöne Weihnachtsgedichte

Gedichte gehören zu Weihnachten einfach dazu! Bei der Adventsaufführung in der Schule, beim Aufsagen vor dem Weihnachtsbaum oder schön geschrieben auf einer Weihnachtskarte. Wir haben für Euch schöne Weihnachtsgedichte zusammengestellt, die vielleicht schon Eure Großeltern auswendig gelernt haben. Aber keine Sorge, der Weihnachtsmann, Familie und Freunde hören sie immer wieder gerne!

In unserer Für Kids-Rubrik findet Ihr Weihnachtsgedichte, die sich besonders gut zum Aufsagen eignen. Gerührte Momente gibt es dann garantiert!


Vom Christkind

Denkt euch - ich habe das Christkind gesehn!
Es kam aus dem Wald, das Mützchen voll Schnee,
 
mit rotgefrorenem Näschen.
Die kleinen Hände taten ihm weh;

denn es trug einen Sack, der war gar schwer,
schleppte und polterte hinter ihm her.

Was drin war, möchtet ihr wissen?
Ihr Naseweise, ihr Schelmenpack -

meint ihr, er wäre offen, der Sack?
Zugebunden bis oben hin!

Doch war gewiß was Schönes drin:
denn es roch so nach Äpfeln und Nüssen!


Wiehnachtstiet

Nu hefft wi wedder Wiehnachtstiet
un freit uns op dat Fest.
Dat is noch een poor Weeken wiet,
doch vun dat Johr dat Best!
Ut Schokolod de Wienachtsmann,
veel Dannengreun un Engelshoor,
de lacht di överall schon an.
Nu is bald Hilligobend dor.

All Kinneroogen kiekt sich um,
sehn dit un dat neeschierig an.
Se markt sick good soveel een kunn
Un schrievt dat op för´n Wiehnachtsmann.

Ick kann an freuer mi besinnen,
dat Wiehnachtstieden stiller weern.
Da Lüüd, de keeken mehr no binnen
un nich blots op för´n Wiehnachtsmann.

So hett sick veel in all de Tieden
verännert - dor kannst nix bi mooken.
De Hauptsook is, wi leevt in Freeden,
dat annere loot eenfach loopen!

Uu teuvt wi op dat Christenfest
un wünscht mit Groot un Lütt
to Wiehnachten dat Allerbest´,
Gesundheit un veel Glück!


Töben up'n Wihnachtsmann

Mama, Mama wann kumt de Wihnachtsmann.
kumt he bi us no rechtiedig an?

Bit dorhenn mien Jun'g heff wi no veel to dohn,
Süüh dor kumt dien Vadder mit'n Dannenboom.
Opa de denn Hoff fecht un harkt,
Oma in't Huus rümwarkt
un Mudder is inne Köök to fin'n,
schuff jüüst de groode Wihnachtsgans in'n Backobend rinn.
Dor treckt de lütte anne Schöört un stubbst ehr an,
Mama, Mama wannehr kümt de Wihnachtsmann,
schafft he no all'ns, kigg he no alle Geschenke rann?

Tööf mien Jung'nu kumst'eers mol inne Kuup,
warst mit Seep wuschen, mule kämmt mit´n Hohnenkamm up'n Koop,
nu inne beste Kleedasch un denn rupp no Oma in de oberste Etaash.
Bi Oma an'n Rockzippel rann, keek ehr mit troosssschüllig Oogen an,
Oma - wann kumt de Wihnachtsmann?
Hör seggt Oma, dor geiht de Döör, dor löppt een rut,
dat is de Wihnachtsmann mit de Ruut,
orrer büst du jümmer ortig wesen un hest dien Gedicht ok lehrt,
denn löppt dit Johr ok sach's nix verkehrt!
Oma, Oma is he nu dorwesen, de Wihnachtsmann,
nehm ehre Hand un duukel sick dicht an ehr rann?

Mudder röppt, komt alle her! - Nu stoht wi all tosomen inne Stubendöör,
dor steiht he nu de Dannenboom - in sien beste Klöör.
Dorünner liggt de Geschenke lütt un groot,
un Mudder de Troonen inne Oogen stooht.

Ganz liesen frogt de lütte Mann:
"Wo is de Wihnachtsmann?"
Och de harr keene Tied, he mööt no so veel doohn,
he müß jo vanobend no veele Hüüser wietregohn.

To'n Eeten harr de lütte Mann nu gorkeen Tied,
de Geschenke dat weer nu seen Riek.
Tofreeden un mööh packt Mudder loot an'n Obend inne Puuch em rinn,
mit een gooden Droom schiep he nu in - as so´n lüttet Wihnachtskind!


De Wiehnachtsmann

Kiek mol, wat is de Himmel so rot,
dat sünd de Engels, de backt dat Brot.
De backt dan Wiehnachtsmann sien Stuten
vor all de lütten Leckersnuten.

Nu flink de Teller ünners Bett
un legt jük henn un west recht nett!
De Sünna Klaas steiht vor de Dör,
de Wiehnachtmann, de schickt em her.

Wat de Engels hevt backt,
dat shüt jü probeern.
Un smeckt dot good, dann hört se dat gern
un de Wiehnachtsmann smunzelt:
nu backt man mehr
ach, wenn doch erst mol Wiehnachten wär!


Vorfreude auf Weihnachten

Ein Kind -
von einem Schiefertafel-Schwämmchen umhüpft -
rennt froh durch mein Gemüt.
 
Bald ist es Weihnacht! -
Wenn der Christbaum blüht,
dann blüht er Flämmchen.
Und Flämmchen heizen.
Und die Wärme stimmt uns mild. -
Es werden Lieder, Düfte fächeln.-

Wer nicht mehr Flämmchen hat,
wem nur noch Fünckchen glimmt,
wird dann doch gütig lächeln.
Wenn wir im Traume eines ewigen Traumes
alle unfeindlich sind -
einmal im Jahr! -
uns alle Kinder fühlen eines Baumes.

Wie es sein soll,
wie's allen einmal war.


Joachim Ringelnatz (1883-1934)


Knecht Ruprecht

Von drauß' vom Walde komm ich her;
Ich muß Euch sagen, es weihnachtet sehr!
Allüberall auf den Tannenspitzen
sah ich goldene Lichtlein sitzen;
 
Und droben aus dem Himmelschor
sah mit großen Augen das Christkind hervor,
und wie ich so strolcht' durch den finsteren Tann,
da rief's mit heller Stimme an:

"Knecht Ruprecht", rief es, "alter Gesell,
hebe die Beine und spute dich schnell!
Die Kerzen fangen zu brennen an,
das Himmelstor ist aufgetan,

Alt' und Junge sollen nun
von der Jagd des Lebens einmal ruhn;
Und morgen flieg ich hinab zur Erden;
Dann soll es wieder Weihnachten werden!"

Ich sprach: "O lieber Herre Christ,
meine Reise fast zu Ende ist;
Ich soll nur noch in diese Stadt, wo's eitel gute Kinder hat."
- "Hast denn das Säcklein auch bei dir?"

Ich sprach: "Das Säcklein, das ist hier:
Denn Äpfel, Nuß und Mandelkern
essen fromme Kinder gern."
- "Hast denn die Rute auch bei Dir?"

Ich sprach: "Die Rute, die ist hier;
Doch für die Kinder nur, die schlechten,
die trifft sie auf den Teil, den rechten."
Christkindlein sprach: "So ist es recht!

So geh mit Gott, mein treuer Knecht!"
Von drauß' vom Walde komm ich her;
Ich muß Euch sagen, es weihnachtet sehr!
Nun sprecht, wie ich's hierinnen find!

Sind's gute Kind, sind's böse Kind?


Theodor Storm


Weihnachten

Markt und Straßen stehn verlassen,
Still erleuchtet jedes Haus,
Sinnend geh ich durch die Gassen,
Alles sieht so festlich aus.
 
An den Fenstern haben Frauen
Buntes Spielzeug fromm geschmückt,
Tausend Kindlein stehn und schauen,
Sind so wunderstill beglückt.

Und ich wandre aus den Mauern
Bis hinaus ins freie Feld,
Hehres Glänzen, heilges Schauern!
Wie so weit und still die Welt!

Sterne hoch die Kreise schlingen,
Aus des Schnees Einsamkeit,
Steigts wie wunderbares Singen -
O du gnadenreiche Zeit!


Joseph von Eichendorff (1788 - 1857)


Stiefelmaus

Im Stiefel saß mal eine Maus,
es war der vom Nikolaus,
dieser wollte bald bescheren
stillen Kinderleins Begehren.
 
So hob er an das große Bein,
stieg vergnügt zum Stiefel rein,
doch plötzlich hörte man nen Schrei,
er rief ganz laut: "Oh wei, oh wei!
Da krabbelt was in meinem Schuh
und piepst erbärmlich immerzu!".

Der Alte wurde sehr verstört,
hat solche Töne nie gehört,
zog schnell heraus sein Bein,
schwups, die Maus gleich hinterdrein,
sah den Sack dort stehn im Eck,
sprang empor ins neue Versteck.

Sehr verdattert zog der Mann
wieder seinen Stiefel an,
hob den Sack auf seinen Rücken,
um die Kindlein zu beglücken,
hörte just in dem Moment,
wie es piepste hinterm Hemd:
"Jetzt ist die Maus sogar im Sack,
oder ne andre von diesem Pack!".
Er drehte sich beständig wilder,
rief voll Not nach seiner Hilda:
"Hilf mir bitte, gutes Weib,
es krabbelt mich am ganzen Leib!".

Es spaßte sehr dem kleinen Tier,
bald war es dort, bald war es hier,
saß überm Gürtel vorn am Bauch,
hielt am Schenkel fest sich auch,
schlich sich leise an das Ohr,
war vergnügt wie nie zuvor,
knabberte noch flink am Barte.
Man hörte schrill die Worte: "Warte!
Das ist des Nachbarn weiße Maus,
hab keine Angst mein Nikolaus.
Ja, das ist sie ganz genau!",
rief entsetzt die gute Frau.
Er, erstarrt und voller Schreck,
rief erbost: "Nimm´s Biest bloß weg!"
Doch dieses lief von ganz alleine
mit Elan entlang dem Beine,
plumpste in den großen Schuh,
der Niklaus sah verzweifelt zu.

Wieder plagte ihn die Pein,
rief erschüttert: "Sie ist hinein
jetzt in meinen roten Socken,
wer wagt es, sie herauszulocken!"
Nachbar Hugo mit schnellem Schritt,
ergriff die Maus und nahm sie mit.
Gejammer drang nun aus dem Haus,
es war die Angst vom Nikolaus. 


© Heidrun Gemähling


Freut Euch!

Nun freut Euch! Der Heilige Abend ist da!
Es brennen die Kerzen, ein Wunder geschah.
 
Wir stehn vor der Krippe und schaun auf das Kind,
Kein Laut will uns stören, drauß' regt sich kein Wind.

Es ist eine seltsame Stille im Raum.
Das Wunder der Liebe verklärt unsern Traum.
Vom Himmel erstrahlt uns ein goldener Schein.
Die Glocken läuten die Christmesse ein.

Der Tag war so klar, und die Nacht ist so licht.
Es leuchten die Sterne. O fürchtet Euch nicht!
O fürchtet Euch nicht, denn ihr wißt, wer ich bin,
Ich gebe dem Leben den richtigen Sinn.

Heut' ist was Besondres, man spürt es am Duft,
Nach Tannengrün und nach Wachs riecht die Luft.
Die Lieder erklingen, das Herz wird erhellt,
Die Botschaft des Friedens erleuchtet die Welt.


O. Wilms


Gedanken an Weihnacht

Wenn vom Baum die Blätter sinken
Wir heiße Schokolade trinken
Wenn´s kälter wird und auch mal schneit
Dann denk ich an die Weihnachtszeit

Sind gefroren Teich und Pfützen
Und alle tragen Schals und Mützen
Man lieber nachts mit Socken pennt
Dann denke ich an den Advent

Duftet Zuhaus der Tannenzweig
Kneten wir Weihnachtsplätzchenteig
Ist voll der Schuh zu Nikolaus
denke ich an den Weihnachtsschmauß

Sind Läden festlich dekoriert
Der erste Lebkuchen probiert
Im Haus Adventschmuck angebracht
Dann denk ich an die Heilige Nacht

Und fällt dann noch mal richtig Schnee
Wenn ich ins Weihnachtsmärchen geh
Ist´s draußen wie im Wintertraum
Und ich denk an den Weihnachtsbaum
 
Wenn vom Adventskalender dann
Das letzte Türchen aufgetan
Wisst ihr woran ich dann noch denke?

An? .. Weihnachtsgeschenke!


eingesandt von N. Eggers


Christkinds getreuer Knecht

Von grünen Tannen ganz umstellt,
Liegt still ein Haus am End der Welt.
Darinnen haust auf seine Art
Ein alter Mann mit langem Bart.

Wenn’s Winter wird, da gibt’s zu tun;
Da kann er nur am Abend ruhn.
Und wenn’s die ersten Flocken schneit,
Da lächelt er: Bald ist’s soweit.

Und eines Abends schwebt ganz sacht
Ein Engel wieder durch die Nacht.
Er schwebt, umglänzt von goldnem Schein,
Aufs Häuschen zu und geht hinein.

"He Alter"- ruft er - "sei bereit;
Die Zeit ist da, es ist soweit!"
Der Engel aber, dass ihr’s wisst,
Kein andrer als das Christkind ist.

Ihm dient der Alte treu und recht:
Knecht Ruprecht ist’s, des Christkinds Knecht.
Längst fertig sind die Sachen all:
Der Esel wartet schon im Stall.

Der gute Graue, dick vom Ruh’n,
Bekommt nun tüchtig was zu tun.
Zwei große Säcke bis zum Rand
Gefüllt - so geht’s ins Menschenland.

Am nächsten klopft’s bei euch an.
Du kriegst’nen Schreck…

Der Weihnachtsmann!


Emil Weber


Bald kommt der Nikolaus

Im Winter, wenn es stürmt und schneit
Und's Weihnachtsfest ist nicht mehr weit,
Da kommt weit her aus dunklem Tann
Der liebe, gute Weihnachtsmann.

Knecht Ruprecht wird er auch benannt,
Ist allen Kindern wohlbekannt.
Er kommt mit einem großen Schlitten
Grad aus des tiefen Waldes Mitten.

In seinem Sack sind gute Sachen,
Die braven Kindern Freude machen.
Doch auch die Rute ist zur Hand
Für Kinder, die als bös bekannt.

Das mag wohl früher so gewesen sein;
Heut' gibt's nur brave Kinderlein.
Die sagen schnell ihr Sprüchlein auf,
Knecht Ruprecht macht den Sack dann auf.

Und Äpfel, Nüsse, Pfefferkuchen
Darf gleich das liebe Kind versuchen.
Knecht Ruprecht aber fährt geschwind
Davon zum nächsten art'gen Kind.


E. Heine


Ich weiß einen Stern

Ich weiß einen Stern gar wundersam,
darauf man lachen und weinen kann.
 
Mit Städten, voll von tausend Dingen.
Mit Wäldern, darin die Vögel singen.

Ich weiß einen Stern, darauf Blumen blühn,
darauf herrliche Schiffe durch Meere ziehn.

Er trägt uns, er nährt uns,
wir haben ihn gern:

Erde, so heißt unser lieber Stern.


Joseph Guggenmos


Die Weihnachtsmaus

Die Weihnachtsmaus ist sonderbar
(sogar für die Gelehrten)
Denn einmal nur im ganzen Jahr
entdeckt man ihre Fährten.
 
Mit Fallen oder Rattengift
kann man die Maus nicht fangen.
Sie ist, was diesen Punkt betrifft,
noch nie ins Garn gegangen.

Das ganze Jahr macht diese Maus
den Menschen keine Plage.
Doch plötzlich aus dem Loch heraus
kriecht sie am Weihnachtstage.

Zum Beispiel war vom Festgebäck,
das Mutter gut verborgen.
Mit einem Mal das Beste weg
am ersten Weihnachtsmorgen.

Da sagte jeder rundheraus:
Ich hab' es nicht genommen!
Es war bestimmt die Weihnachtsmaus,
die über Nacht gekommen!

Ein andres Mal verschwand sogar
das Marzipan vom Peter;
Was seltsam und erstaunlich war.
Denn niemand fand es später.

Der Christian rief rundheraus:
Ich hab' es nicht genommen!
Es war bestimmt die Weihnachtsmaus,
die über Nacht gekommen!

Ein drittes Mal verschwand vom Baum,
an dem die Kugeln hingen.
Ein Weihnachtsmann aus Eierschaum
nebst andren leck'ren Dingen.

Die Nelly sagte rundheraus:
Ich habe nichts genommen!
Es war bestimmt die Weihnachtsmaus,
die über Nacht gekommen!

Und Ernst und Hans und der Papa,
die riefen: Welche Plage!
Die böse Maus ist wieder da,
und just am Feiertage!

Nur Mutter sprach kein Klagewort.
Sie sagte unumwunden:
Sind erst die Süßigkeiten fort,
ist auch die Maus verschwunden!

Und wirklich wahr: Die Maus blieb weg,
sobald der Baum geleert war,
Sobald das letzte Festgebäck
gegessen und verzehrt war.

Sagt jemand nun, bei ihm zu Haus -
bei Fränzchen oder Lieschen - ,
Da gäb' es keine Weihnachtsmaus,
dann zweifle ich ein bisschen!

Doch sag' ich nichts, was jemand kränkt!
Das könnte euch so passen!
Was man von Weihnachtsmäusen denkt,
bleibt jedem überlassen!


James Krüss


Der Traum

Ich lag und schlief; da träumte mir
ein wunderschöner Traum:
Es stand auf unserm Tisch vor mir
ein hoher Weihnachtsbaum.
 
Und bunte Lichter ohne Zahl,
die brannten ringsumher;
die Zweige waren allzumal
von goldnen Äpfeln schwer.

Und Zuckerpuppen hingen dran;
das war mal eine Pracht!
Da gab's, was ich nur wünschen kann
und was mir Freude macht.

Und als ich nach dem Baume sah
und ganz verwundert stand,
nach einem Apfel griff ich da,
und alles, alles schwand.

Da wacht' ich auf aus meinem Traum,
und dunkel war's um mich.
Du lieber, schöner Weihnachtsbaum,
sag an, wo find' ich dich?

Da war es just, als rief er mir:
"Du darfst nur artig sein;
dann steh' ich wiederum vor dir;
jetzt aber schlaf nur ein!

Und wenn du folgst und artig bist,
dann ist erfüllt dein Traum,
dann bringet dir der heil'ge Christ
den schönsten Weihnachtsbaum.


August Heinrich Hoffmann von Fallersleben


Des Katers Rache

Es lag ein Kater auf der Lauer,
wollte besehen sich genauer
den alten Mann, der kam ins Haus,
es sollte doch sein der Nikolaus.
 
Der Kater schlich sich hinterdrein,
schmuste an des Niklas Bein,
erkannte nun den alten Mann,
es war der Nachbar von nebenan.

Dieser haßte Katzentiere,
stand am Abend immer schmiere,
um die Katzen zu beschmeißen,
mit dicken Steinen - so ganz heißen.

Der Kater begriff den Augenblick,
drehte sich um und schaute zurück,
besprang den Alten im roten Rock,
der drohte mit dem Rutenstock.

All die Leute erschreckten sehr,
der kleine Peter schrie noch mehr,
der Kater sprang an Nikolaus' Bart,
riß ihn runter in Gegenwart
von umherstehenden Leuten,
die sich auf den Tag so freuten,
sahen doch nun den Nachbarsmann,
der keine Katzen leiden kann.

Der kleine Peter rief ganz laut:
"Das ist der Mann, der Katzen haut!".
Seitdem kam nie mehr in das Haus
der Nachbarsmann - als Nikolaus.


Heidrun Gemähling


Die Weihe der Nacht

Noch einmal ein Weihnachtsfest,
immer kleiner wird der Rest,
 
aber nehm' ich so die Summe,
alles Grade, alles Krumme,

alles Falsche, alles Rechte,
alles Gute, alles Schlechte -

rechnet sich aus all dem Braus
doch ein richtiges Leben raus.

Und dies können ist das Beste
wohl bei diesem Weihnachtsfeste.


Theodor Fontane


Der Dezember

Das Jahr ward alt. Hat dünne Haar.
Ist gar nicht sehr gesund.
Kennt seinen letzten Tag, das Jahr.
Kennt gar die letzte Stund.

Ist viel geschehn. Ward viel versäumt.
Ruht beides unterm Schnee.
Weiß liegt die Welt, wie hingeträumt.
Und Wehmut tut halt weh.

Noch wächst der Mond. Noch schmilzt er hin.
Nichts bleibt. Und nichts vergeht.
Ist alles Wahn. Hat alles Sinn.
Nützt nichts, daß man's versteht.

Und wieder stapft der Nikolaus
durch jeden Kindertraum.
Und wieder blüht in jedem Haus
der goldengrüne Baum.

Warst auch ein Kind. Hast selbst gefühlt,
wie hold Christbäume blühn.
Hast nun den Weihnachtsmann gespielt
und glaubst nicht mehr an ihn.

Bald trifft das Jahr der zwölfte Schlag.
Dann dröhnt das Erz und spricht:
Das Jahr kennt seinen letzten Tag,
und du kennst deinen nicht.


Erich Kästner


Begehrlichkeiten

Im Winter, wenn es stürmt und schneit
Und's Weihnachtsfest ist nicht mehr weit,
Da kommt weit her aus dunklem Tann
Der liebe, gute Weihnachtsmann.

Knecht Ruprecht wird er auch benannt,
Ist allen Kindern wohlbekannt.
Er kommt mit einem großen Schlitten
Grad aus des tiefen Waldes Mitten.

In seinem Sack sind gute Sachen,
Die braven Kindern Freude machen.
Doch auch die Rute ist zur Hand
Für Kinder, die als bös bekannt.

Das mag wohl früher so gewesen sein;
Heut' gibt's nur brave Kinderlein.
Die sagen schnell ihr Sprüchlein auf,
Knecht Ruprecht macht den Sack dann auf.

Und Äpfel, Nüsse, Pfefferkuchen
Darf gleich das liebe Kind versuchen.
Knecht Ruprecht aber fährt geschwind
Davon zum nächsten art'gen Kind.

Im Apfel saß verträumt ein Wurm
und hing am Tannenbaume,
wünschte sich von Herzen sehr,
zu sitzen in einer Pflaume.

Bello schielte seit Tagen
zu einem schönen Zimtstern,
der hing am Baum und strahlte,
der Hund hätt‘ zum Fressen ihn gern.

Pummel, die dicke Katze,
liebte den Lebkuchenmann,
saß auf dem Schrank daneben,
doch kam sie an ihn nicht ran.

Der Wurm blieb nicht im Apfel,
schaute freudig um sich her,
sah all die schönen Dinge,
begehrte auch sie so sehr.

Plötzlich knurrte der Bello,
hörte, wie der Wurm munter fraß,
und Pummel laut miaute,
erbärmlich ohne Unterlaß.

Den Wurm alles nicht störte,
fraß hin zum Zimtestern,
vergnügte sich im Baume,
war vom Lebkuchen nicht fern.

Voll Eifersucht sprang Pummel,
ergriff den Lebkuchenmann,
und Bello sein Zimtsternchen,
der Baum zu wackeln begann.

Der Wurm flog auf den Teller
und fühlte sich wie im Traum,
in einem Berg voll Früchten
und‘ ner getrockneten Pflaum‘.


Heidrun Gemähling


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