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Glaubst Du an den Weihnachtsmann?

© Heidrun Gemähling


In der Straße vom kleinen "Püppi" wohnten viele Kinder, die gerne miteinander spielten und von den größeren Jungen und Mädchen in Obhut genommen wurden. So lernten die Kleinsten alles von den Großen. Eigentlich hieß Püppi aber "Siegfried" und war ein niedlicher, aufgeweckter kleiner Junge, den sie einfach so nannten. Er hatte rötliche, lockige Haare und konnte sich geschickt so mancher morgendlichen Kammprozedur entziehen, indem er einfach weglief und sich draußen zu den Kindern gesellte. Auch das Rufen der Mutter aus dem zweiten Stock nutzte nichts, denn er ergriff schnell die Hand eines größeren Spielkameraden und rief schelmisch nach oben: "Mama, ich spiel doch gerade so schön!". Und welche Mutter kann da noch böse sein?

Die Vorweihnachtszeit, so hieß es, sei die schönste Zeit für kleine Kinder, denn dann wäre der Weihnachtsmann auch nicht mehr weit. Für die bösen Kinder trägt er eine Rute mit sich und so manches, größere Kind hat diese schon auf dem Hinterteil zu spüren bekommen.

Jedesmal, wenn Püppis Großmutter bei solchen Gesprächen dabei war, sagte sie barsch: "Es gibt keinen Weihnachtsmann!“. Solche Aussprüche waren für Püppi nichts neues, aber er bemerkte, dass die Erwachsenen fast erschrocken zu ihm herunterschauten und erneut vom Weihnachtsmann sprachen, der bald kommen würde. Einmal hörte Püppi, wie die größeren Kinder sich unterhielten. "Glaubst du noch an den Weihnachtsmann?", fragte Sven und Timo antwortete empört: "Das tue ich schon lange nicht mehr, bin doch kein kleines Kind!". Die anderen Kinder schienen sich über die Frage zu amüsieren. Nur das kleine Mädchen, das auf der gegenüberliegenden Straßenseite wohnte, sagte mit leiser Stimme: "Ich glaube an den Weihnachtsmann, denn letztes Jahr war er bei uns in der Wohnung und hat mir Geschenke gebracht!". Wie aus einem Mund fragten die größeren Jungen und Mädchen nun den kleinen Püppi: "Glaubst du denn an den Weihnachtsmann?". Wieso fragen die mich, dachte er im Stillen. "Bei mir hat sich noch keiner blicken lassen," erwiderte er selbstbewusst. "Sicher wird er dieses Jahr kommen!". "Ja, ja, ganz bestimmt!", bestätigten die erfahrenen Kinder, denn sie wussten, dass der Onkel Walther aus der Nebenstraße jedes Jahr den Weihnachtsmann spielte.

Eines Mittags bemerkte Püppis Mutter: "Heute kommt der Onkel Walther zu uns zum Essen, da musst du dich anständig benehmen und ganz artig sein!". "Oha, da gibt's was zu lachen", sprudelte es aus dem kleinen Kerlchen hervor, denn er war schon oft dabei gewesen, wenn alle Kinder der Straße zusammengekommen waren um Onkel Walthers lustigen Geschichten zu lauschen. Im Sommer saßen sie in seiner alten runden Laube im Garten und zur Winterzeit warm und gemütlich vor einem Ofen in seinem etwas schiefen Holzhaus.

Während die Mutter mit Kochen beschäftigt war, sah Püppi gespannt aus dem Fenster. Endlich kam der Onkel schlurfend die Straße entlang und wurde freundlich von den Anwohnern gegrüßt. Er stieg die Treppe hinauf und drückte auf die Klingel. Natürlich war Püppi als erster an der Tür und schaute recht vergnügt zu Onkel Walther hinauf, der ihn auf den Arm nahm und ihn mehrfach in die Runde schwenkte. "So eine Begrüßung bringt mich ganz schön aus der Puste. Und es riecht ja bei euch so gut!", sagte er wohlwollend und rieb sich den Bauch. Die Großmutter hielt sich im Hintergrund, denn sie wusste, was dieser Besuch bedeutete. Onkel Walther hatte eine tiefe, angenehme Stimme. Das Essen schmeckte allen, was man an den leeren Tellern sehen konnte. Dann verabschiedete sich der Gast, dankte für das gute Essen und rief beim hinuntergehen nach oben: "Dann bis bald!" und verschwand. Die Großmutter, die sich nun zur Tür drängte, rief trotzig und laut ins Treppenhaus: "Es gibt keinen Weihnachtsmann!". Püppi zog an der Hand der Großmutter und fragte: "Warum sagst du das immer?" "Weil es keinen Weihnachtsmann gibt", erwiderte die alte Frau mit fester Stimme, setzte sich in den Sessel und griff nach ihrem Strickzeug.

Der Junge lebte die meiste Zeit des Jahres nur mit der Mutter und Großmutter zusammen, da der Vater als Entwicklungshelfer in verschiedenen Ländern der Erde gebraucht wurde. Doch zur Weihnachtszeit und im Sommer kam er für einige Zeit nach Hause. Heute war es so weit. Als die Tür aufging, fiel der Püppi vor Aufregung vom Sofa und krabbelte auf allen Vieren zur Begrüßung dem Vater entgegen. Ja, die Freude über das Wiedersehen war für alle riesengroß und nach einiger Zeit nahm der Vater seinen Sohn auf den Arm und sagte: "Bald kommt der Weihnachtsmann zu dir, und ich hoffe, dass du recht brav warst!". "Es gibt keinen Weihnachtsmann", dröhnte es aus Großmutters Richtung.

Dann war endlich Weihnachten! Püppi und Großmutter wurden ins Schlafzimmer verbannt, während die Eltern liebevoll den Weihnachtsbaum schmückten und echte Kerzen an seinen Ästen befestigten. Aber Püppi wollte es genau wissen. Oma war so in ihre Strickarbeit vertieft, dass sie nicht darauf achtete, wie der Lockenkopf zum Schlüsselloch schlich und neugierig hindurch linste. Was er dort entdeckte, machte ihn nachdenklich… Langsam ging er zum Fenster hinüber. Da kam der Weihnachtsmann! Mit Sack und Rute schlurfte er die Straße entlang und steuerte auf den Eingang des Hauses zu. Er schlurft genauso wie Onkel Walther, dachte Püppi, doch da hörte er auch schon ein lautes Klopfen an der Tür.

Eine ihm bekannte Stimme rief: "Wohnt hier der kleine Püppi?". "Ja, komm herein lieber Weihnachtsmann!", antworteten die Eltern im Chor. Die Großmutter blieb im Schlafzimmer sitzen und strickte weiter ihre Runden. "Es gibt keinen Weihnachtsmann", murmelte sie in gewohnter Weise. Das Kind riss ungeduldig die Wohnzimmertür auf und stand direkt vor dem Weihnachtsmann. "Na, kleiner Mann, warst du auch immer schön artig und gehorsam?". Püppi stand stumm am Tisch und nahm die Geschenke entgegen, die der Weihnachtsmann, eins nach dem anderen, aus seinem Sack holte und dem Kind überreichte. Wie sich doch die Eltern über die Bescherung freuten! Doch der Kleine verzog keine Miene. Er achtete nur auf die Stimme und auf die Augen, die über dem weißen Bart hervorblinzelten. Dann war ihm klar: der Weihnachtsmann war Onkel Walther! Der Weihnachtsmann verabschiedete sich freundlich und verließ schlurfend und polternd die Wohnung. Püppi aber wollte den Eltern nicht die Freude nehmen und spielte das "Weihnachtsmann-Spiel" mit. Aus dem Schlafzimmer ertönte erneut der Ruf: "Es gibt keinen Weihnachtsmann!".

Die Weihnachtszeit ging vorüber. Alle Kinder der Straße trafen sich und berichteten von ihren Geschenken und Erlebnissen. Einer nach dem anderen fragte, ob beim Püppi der Weihnachtsmann gewesen war. Er sagte lange nichts, doch dann drängte es aus ihm heraus: "Damit ihr's wisst, ich glaube nicht an den Weihnachtsmann, nur meine Eltern!". Die größeren Kinder fingen an zu kichern und hielten sich die Hände vor den Mund und ein älteres Mädchen fragte verwundert, was er damit meinte. "Na, die hatten ganz rote Backen, als der Weihnachtsmann ins Zimmer trat und freuten sich wie kleine Kinder! Aber ich habe Onkel Walther erkannt. Er ist der Weihnachtsmann! Jetzt weiß ich auch, warum meine Großmutter immer sagt, dass es keinen Weihnachtsmann gibt!".

Seit diesem Tag gehörte er zu den wissenden Großen und war ganz stolz auf seine weihnachtliche Erkenntnis. Ein Jahr verging. Wieder stand Weihnachten vor der Tür. "Glaubst du an den Weihnachtsmann?", fragte Püppi das kleine Mädchen, das erst vor kurzem in ihre Straße gezogen war. "Ja, der tommt bald!", rief die Kleine begeistert aus und sprang lustig durch die Gegend. "Bestimmt tommt der bald!", entgegnete Püppi sehr mitfühlend.

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